In unseren IVF-Zentren legen wir großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit unseren niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und pflegen zudem fortlaufend den multidisziplinären, fachmedizinischen und wissenschaftlichen Austausch mit internationalen Expertinnen und Experten.
Wie wichtig der berühmte Blick über den Tellerrand ist, sehen wir besonders im dritten und somit letzten Teils unserer Reihe „Reproduktionsmedizin und Chirurgie“. Im Mittelpunkt stehen mögliche postoperative Auswirkungen chirurgischer Eingriffe auf die Fertilität.
Sekundäre Infertilität nach Sectio?
Gerade bei diesem Thema sind wir in den letzten Jahren besonders aktiv, sowohl in der medizinischen Abklärung, als auch in der Aufklärung. So haben wir z.B. unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus der klinischen Praxis in einem Fachartikel „Reproduktionsmedizinische und gynäkologische Spätfolgen der Sectionarbe“ festgehalten, welcher in der Fachzeitschrift gyne publiziert wurde (→ zum Artikel).
Um was geht es? Grundsätzlich noch relativ unbekannt, ist die sogenannte sekundäre Infertilität nach einem Kaiserschnitt, also die Situation, wenn das Paar bereits ein Kind hat, aber der Versuch ein zweites Kind zu bekommen einfach nicht klappen will, sprich eine Form der Unfruchtbarkeit vorliegt. Es deutet jedoch einiges darauf hin, dass sich Narbendefekte negativ auf die Konzeption auswirken. Die Narbendefekte sind auch als „Narbendehizenz“, „Isthmozele“, „Niche“ (Nische), „Cesarean Scar Defect“ oder „Pouch“ (Tasche) beschriebenen. Die Ausprägungen können Dysmenorrhoen, rezidivierenden Unterbauchschmerzen oder Blutungsstörungen sein. Narbendefekte können aber auch komplett symptomlos bleiben.
Es gibt noch keinen Konsens darüber, ab welchem Schweregrad reproduktionsmedizinische und geburtshilfliche Risiken bestehen, und ab wann und wie eine Korrektur einer Narbendehiszenz zu erfolgen hat. So sind auch Fälle von Narbendehiszenzen mit eintretender Schwangerschaft und komplikationsloser Geburt bekannt.
Der intensive Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen in der gynäkologischen Chirurgie ist daher ein absolutes Muss. Schließlich sehen wir unsere Aufgabe darin, die Chancen unserer Patientenpaare, Eltern zu werden, individuell zu verbessern und sie gemeinsam mit allen involvierten Medizinerinnen und Mediziner bestmöglich zu betreuen. Dabei legen wir großen Wert auf evidenz-basierte Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Im Bewusstsein, dass die Zeit des Kinderwunsches sehr intensiv und mit vielen Ängsten, Anstrengungen und Rückschlägen verbunden sein kann, unterstützen wir unsere Patientenpaare auch in seelischer Hinsicht, mit dem Angebot einer psychosozialen Beratung und Begleitung (→ mehr erfahren).
Zusammenfassend optimiert ein integrativer Ansatz, welcher auf dem neuesten Wissensstand von möglichen und nötigen Interaktionen zwischen der Reproduktionsmedizin und Chirurgie basiert, die Patientenbetreuung und Behandlung nachhaltig. Nicht zuletzt aus diesem Grund, haben wir in den letzten Monaten ein internationales Symposium auf die Beine gestellt. So freut es uns umso mehr, die entsprechende Fortbildungsveranstaltung unter dem Titel „@thelake: Fertilitätschirurgie und Kinderwunschmedizin“ morgen Freitag (18. Juni 2021) in Hard am Bodensee allen interessierten Kolleginnen und Kollegen, wahlweise vor Ort oder online, anbieten zu können. Gemeinsam mit hochkarätigen Referenten beleuchten wir dabei, neben den in dieser Serie vorgestellten Themen, die zur Abklärung und Behandlung fertilitätsrelevanter Pathologien verwendeten Techniken, sowie die optimalen chirurgischen Ansätze der Fertilitätsprotektion und der rekonstruierenden Fertilitätschirurgie (→ mehr erfahren).
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