Spermien-Check per App, Ovulationstests, Hormonwert-
bestimmung mittels Test-Kit …
Fruchtbarkeitstests, die selbst zu Hause gemacht werden können, sind zwar nichts Neues, werden offenbar aber immer innovativer und vermeintlich einfacher in der Durchführung. Dies weckt natürlich das Interesse vieler Männer und Frauen.
Jüngst haben US-Forscher den Prototyp eines Zubehörteils für Smartphones vorgestellt, der eine Spermaprobe auf die Konzentration und die Beweglichkeit der darin enthaltenen Spermien (nach WHO-Kriterien) mit einer entsprechenden App analysieren soll (Details siehe Links). Das Ziel ist es, einen Fruchtbarkeitstest für Männer anzubieten, der ähnlich einfach und preisgünstig ist wie ein Schwangerschaftstest, so die Wissenschaftler.
Aber wie aussagekräftig sind solche Tests für Männer mit Kinderwunsch?
Natürlich ist eine gewisse Hemmschwelle vorhanden, einen Arzt aufzusuchen, der Untersuchungen durchführt und dann beurteilt, wie es um die Fruchtbarkeit, oder anders gesagt, wie es um die Männlichkeit bestellt ist. Wird also ein Paar mit Kinderwunsch, auch nach längeren Bemühungen nicht schwanger, greift der Mann gegebenenfalls zunächst auf solche Fruchtbarkeitstests zurück.
Laut Experten in der Reproduktionsmedizin weiß man heute jedoch, dass für die Beurteilung der Spermienqualität weit mehr Faktoren, als „nur“ die Konzentration und die Beweglichkeit, wie im eingangs erwähnten Beispiel, ausschlaggebend sind.
Daher ist es empfehlenswert, mehr ins Detail zu gehen, denn der Grund für den unerfüllten Kinderwunsch kann sowohl beim Mann, bei der Frau als auch bei beiden liegen.
Moderne Labortechniken ermöglichen Detailanalysen
Was die Unfruchtbarkeit, oder eingeschränkte Fruchtbarkeit beim Mann betrifft, gibt es moderne Labortechniken, mit welchen die Spermien wesentlich genauer untersucht werden können, wie Dipl. Biol. Magnus Bach (Senior Clinical Embryologist, IVF Zentren Prof. Zech) weiß:
„Wir beziehen eine ganze Reihe von relevanten Faktoren in die Spermienanalyse im Labor mit ein. Dabei blicken wir quasi auch hinter die Kulissen, indem wir das Spermiogramm nach WHO-Kriterien (Volumen, Konzentration, Vitalität, Beweglichkeit, Morphologie) mit einer molekularen Diagnostik erweitern. Diese Diagnostik beinhaltet, zusätzlich zu den WHO-Kriterien und einer genauen morphologischen Untersuchung, die Messung des oxidativen Stresses, eine detaillierte Vitalitätsprüfung, ein Test der DNA Fragmentierung, sowie eine Analyse der Spermienreife hinsichtlich des Chromatinstatus.
Das Ziel der molekularen Spermien-Diagnostik ist vergleichbar mit einem Auto: Das Auto kann auf den ersten Blick von außen sehr schön sein, innen aber ist der Motor bereits verrostet und kaputt. Das weiß man jedoch erst dann, wenn man die Motorhaube öffnet und hineinschaut.“
Vor diesem Hintergrund sind „do it yourself“ Fruchtbarkeitstests für Männer also nur bedingt aussagekräftig, was folgende Frage auf den Plan wirft:
„Was mache ich mit dem Testergebnis?“
Fruchtbarkeitstests selber zu Hause machen zu können, mag für Männer und Frauen sicher einen gewissen Reiz haben, um einen ersten Überblick zu bekommen. Jedoch was machen die Tester, wenn sie laut Ergebnis nur mehr geringe Chancen haben, Kinder zu bekommen?
Diese Situation könnte zum Problem werden, vor allem dann, wenn keine Beratung durch einen Arzt stattfindet, der die Ergebnisse in Bezug auf die persönliche medizinische Situation des Mannes/der Frau einordnet und gegebenenfalls weitere Untersuchungen empfiehlt. Aber auch auf das Empfinden des/der Betroffenen kann der Arzt mit seiner Erfahrung eingehen und dabei helfen, ein negatives Testergebnis besser zu verkraften bzw. spezifische Therapien aufzuzeigen.
Umfassende Abklärung der individuellen Situation
So unterschiedlich wie wir Menschen mit Situationen umgehen, so verschieden sind auch die Vorrausetzungen, um Kinder zu bekommen. Bei den einen klappt es sofort, die anderen haben mehr oder weniger Startschwierigkeiten, und bei manchen klappt es leider gar nicht.
Deshalb sollte die jeweilige Ausgangslage professionell und vor allem umfassend abgeklärt werden, um dem Paar im Idealfall den Wunsch nach einem Kind, gegebenenfalls auch mit medizinischer Hilfe, erfüllen zu können.
Links:
» Kinderwunsch – Sperma-Check per Smartphone
(Artikel | https://www.nzz.ch)
» Selbst ist der Mann – Fruchtbarkeits-Check in Eigenregie
(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)
» Was Männer über Fruchtbarkeit und IVF wissen sollten
(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)
(Startseite | http://www.kinderwunsch-blog.com)
(Seite | http://www.kinderwunsch-blog.com)