Paare mit unerfülltem Kinderwunsch müssen manchmal einen langen Weg bis zur eigenen Familie beschreiten – über Inseminationen, Hormonbehandlungen für eine „Künstliche Befruchtung“, IVF-Therapien, Kryo-Zyklen, etc. Manche Paare brauchen jedoch einen „Plan B“:
Eine Eizellspende.
Mittels gespendeter Eizellen können diese Paare zum langersehnten Kind gelangen. Mit dem Samen des Partners wird die gespendete Eizelle befruchtet. In Folge wird seiner Partnerin, welche entsprechend hormonell vorbereitet wurde, der Embryo in die Gebärmutter transferiert. Wenn alles klappt, dann bringt sie das Baby neun Monate später auf die Welt.
Die Frau, die das Kind gebärt, ist die Mutter des Kindes – die biologische und die soziale, jedoch nicht die genetische. Diesbezüglich weiß ich aus den Gesprächen mit unseren Patientinnen, dass viele Eizell-Empfängerinnen folgende Frage beschäftigt:
„Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Kind dann auch wirklich so liebe, wenn die Eizelle nicht von mir ist?“
Um herauszufinden, ob die fehlende genetische Verbindung evtl. Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung hat, führten britische Wissenschaftler eine entsprechende Studie durch (Literatur s. unten).
In Großbritannien wurde die Eizellspende bereits 1983 eingeführt. Somit konnten die Forscher auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Im Kern der Studie sind Familien, deren Kinder nach einer Behandlung mit gespendeten Eizellen geboren wurden, Familien mit Nachwuchs durch eine Samenspende, und Familien, deren Kinder nach einer „klassischen“ IVF-Behandlung zur Welt kamen (also sowohl Eizelle, als auch Samen stammen vom Paar selbst).
Diese Familien sind 4½ und 12 Jahre nach der Geburt Ihres/Ihrer Kindes/Kinder befragt (international standardisierte Fragebögen) und beobachtet worden. Dabei wurde u.a. folgenden Fragen nachgegangen:
- Wie ist die Mutter-Kind-Interaktion?
- Ist die Mutter übermäßig beschützend oder eher distanziert?
- Wie entwickelt sich das Kind?
Die Resultate machen deutlich, dass die Mütter aller drei Gruppen nahezu dasselbe Empfinden für Mutterglück und Besorgtheit haben – alle Mütter schenkten ihren Kindern gleich viel Nähe und Wärme. Im Hinblick auf die Sensibilität für das kindliche Wohlergehen, sind die „Samenspende-Mütter“ top, die „Eizellspende-Mütter“ sind ähnlich sensibel wie die Mütter, welche eine „klassische“ IVF-Behandlung hatten.
Auch die Kinder aller drei Gruppen zeigten in den schulischen Leistungen und auch im Umgang mit den Freunden ähnlich gute Entwicklungen.
Die Forscher gehen davon aus, dass die genetische Verbindung für die familiäre Entwicklung und die Bindung von Müttern und Kindern nicht essentiell ist (die Väter wurden in dieser Studie leider nicht befragt). Die Mütter haben die biologische Verbindung mit ihren Kindern durch die Schwangerschaft und die Geburt, was sie die negativen Erfahrungen bzgl. der vorangegangenen Unfruchtbarkeit kompensieren lässt, und ihre Identitäten als Mütter festigt.
So zeigt uns dies, was wir alle tief im Inneren wissen – wir können auch Menschen lieben, die nicht mit uns genetisch verwandt sind.
Literatur: „Egg donation parents and their children: follow-up at age 12 years“ | C. Murray, F. MacCallum, S. Golombok – Fertility and Sterility Vol85 No3 (610-618), March 2006
Links:
» Eizellspende – Ein Weg zum eigenen Kind
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