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„Selbst ist der Mann“

Fruchtbarkeits-Check in Eigenregie

beitragsbild

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Männer mit Kinderwunsch können selbst herausfinden, wie es um Ihre Fruchtbarkeit bestellt ist – zumindest, wenn es nach dem Prinzip bestimmter Selbsttests geht. Denn diese sollen Auskunft darüber geben, wie hoch bzw. niedrig die im Ejakulat vorhandene Spermien-Menge ist.

WHO-Kriterien als Grundlage der Messwerte
Als Bemessungsgrundlage der Zeugungsfähigkeit eines Mannes dienen die Beurteilungswerte, festgelegt durch die WHO (Weltgesundheitsorganisation). Hierbei wird zwischen Normozoospermie und Oligozoospermie unterschieden.
Bei Normozoospermie spricht man vom sogenannten „normalen“ Ejakulat (Parameter ≥ 20 Millionen Spermatozoen pro Milliliter), Oligozoospermie hingegen beschreibt einen Wert von weniger als 20 Millionen Spermatozoen pro Milliliter.

Ablauf des „Spermien-Selbsttests“

Innerhalb einer festgelegten Zeitspanne (beginnend ab dem letzten Samenerguss) ejakuliert der Mann durch Masturbation in ein dafür vorgesehenes Behältnis. Gemäß der Anweisung soll das Ejakulat dann mit einer speziellen Flüssigkeit vermischt und in Folge tropfenweise auf eine Testkassette gegeben werden. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest, kann man das Ergebnis anhand zwei Streifen ablesen. Sprich, die Spermienanzahl liegt über 20 Millionen pro Milliliter oder eben darunter, was laut WHO-Kriterien einer verminderten Fruchtbarkeit (Subfertilität) entsprechen würde.

Was sagen Experten zur Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit anhand der Spermien-Menge?

Wir fragen Reproduktionsmediziner Dr. Johannes Wogatzky (→ Publikationen), Spezialist für Samenbefunde:

Kann man anhand der Spermien-Menge im Ejakulat eine Aussage über die Fruchtbarkeit treffen? Oder spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle?
Wogatzky-Johannes

Dr. Johannes Wogatzky |
IVF Zentren Prof. Zech – Bregenz

„Tatsächlich spielt die Spermien-Menge als eines von drei wichtigen Kriterien zur Beurteilung der männlichen Fertilität eine große Rolle. Dabei lässt sich zusammenfassen, dass eine Spermienanzahl von 20 Mio. Spermien auf 1 ml Ejakulat als Normgrenze nach wie vor eine gewisse Berechtigung hat, auch wenn die WHO aufgrund weltweit sinkender Spermienanzahl im männlichen Samen die Richtwerte im Jahr 2010 auf 15 Mio./ml. reduziert hat. Insgesamt sollten nach neusten WHO Richtlinien im Ejakulat des Mannes allerdings mindestens 39 Mio. Spermien zu finden sein, erst dann würde die Anzahl als „Normal“ eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Vaterschaft sinkt unterhalb dieser Normwerte deutlich ab. Durch gewisse reproduktionsmedizinische Verfahren (Insemination oder ICSI) kann sie aber glücklicherweise häufig effektiv korrigiert werden.
Weitere Kriterien zur Beurteilung der Samenqualität sind die Beweglichkeit (Motilität) der Samen und die Form (Morphologie). Auch hier wurden die Normwerte im Jahre 2010 deutlich nach unten korrigiert. Galt bis zu den neuen Richtlinien noch alles unterhalb von 50 % beweglicher Spermien als unbedenklich, wurden diese Normwerte jetzt auf 40 % reduziert, das heißt, dass inzwischen ein Spermiogramm auch dann noch als unauffällig eingestuft wird, wenn bereits 60% der Spermien unbeweglich sind. Vorwärtsbeweglichkeit muss sogar nur noch bei jedem dritten Spermium vorliegen. Noch deutlicher ist die Herunterstufung der Normwerte im Rahmen der Morphologie (Form)- mussten hier früher noch mindestens 30% der Spermien normal aussehen, so dürfen seit 2010 tatsächlich 96% aller Spermien Fehlformen haben und es würde trotzdem immer noch als Normspermiogramm durchgehen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass sich in diesen Werten deutlich zeigt, dass weltweit die männliche Zeugungsfähigkeit „unter Druck steht“. In wie weit dies auf schwierigere Umweltbedingungen, Zusätze in Plastikflaschen (Stichwort – Bisphenole), veränderte Lebensgewohnheiten, Stress, Medikamente, Rauchen, falsche Bekleidung (Stichwort – Überwärmung des Hodens) oder andere Faktoren zurück zu führen ist, ist im Einzelfall sicher zu diskutieren. Es macht aber für jeden Mann -der Vater werden will – Sinn, sich um das Thema ein wenig zu kümmern. Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung sowie Nikotinverzicht sind ein guter Start.“

Fazit

Es ist bekannt, dass Männer im Hinblick auf ein bestehendes Problem lösungsorientiert, und vor allem selbstständig handeln wollen. Wenn also ein Paar mit Kinderwunsch, auch nach längeren Bemühungen, nicht schwanger wird, dann kann es sinnvoll sein, dass der Mann zunächst seinen Lebensstil überdenkt und gegebenenfalls zu den beschriebenen Fruchtbarkeits-Tests greift, quasi nach dem Motto „Selbst ist der Mann“.


Links:
» Fruchtbarkeitstest für jedermann

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Was Männer über Fruchtbarkeit und IVF wissen sollten

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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