Ungewollte Kinderlosigkeit ist heute dank einer Vielfalt an Behandlungsmethoden kein unabwendbares Schicksal mehr. Diese Vielfalt beinhaltet unterschiedliche Ansätze im Hinblick auf deren Effizienz, die aus der Sicht der jeweiligen Ärzte, Biologen und Experten sicher auch ihre Berechtigung haben, jedoch wissenschaftlich betrachtet teils kritisch zu hinterfragen sind. So auch in einem der wesentlichsten Punkte im Zuge einer IVF-Therapie, nämlich der Beurteilung des Entwicklungspotentials der heranwachsenden Embryonen.
Mit unserer Erfahrung aus über drei Jahrzehnten erfolgreicher Reproduktionsmedizin sind wir in der Lage, effiziente Methoden zu erkennen und vor allem sicher anzuwenden. Seit 1996 haben wir an unserem IVF-Zentrum in Bregenz die Blastozystenkultur (Kultur bis zum Tag 5 der Embryonalentwicklung) als Methode der Wahl zur Verbesserung der Schwangerschaftsraten etabliert (international erste systematisch vorgenommene Blastozystenkultur).
Jahrelang wurde von verschiedenen Seiten argumentiert, dass mit der Analyse der unten angeführten Parameter die gleichen Ergebnisse zu erzielen seien, wie mit einer Blastozystenkultur.
- Ein sorgfältiges PN-Scoring (Beurteilung der Qualität der Eizellen im Vorkernstadium-Stadium) anhand bestimmter festgelegter Kriterien könne die weitere Entwicklung voraussagen (Montag et al., 2011; Wharf et al.,2004; Gianaroli et al., 2003; Montag et al., 2001; Tesarik und Greco, 1999).
- Eine Beurteilung der Eizellmorphologie ließe weitere Rückschlüsse auf das Entwicklungs- und Einnistungspotential des Embryos zu (Montag und van der Ven, 2008; Otsuki et al., 2004).
- Die Selektion anhand der Zellteilungsgeschwindigkeit am Tag 1 der Embryonalentwicklung würde in Kombination mit den oben genannten prognostischen Markern zu deutlich höheren Schwangerschaftsraten führen (Van Montfoort et al., 2004).
Warum also eine Blastozystenkultur?
Diese Beispiele aus der medizinischen Fachliteratur sind wissenschaftlich betrachtet heute so nicht mehr ganz haltbar. Die Gründe hierfür liegen unter anderem darin, dass etwa drei Tage nach der Befruchtung der Eizelle eine Aktivierung des embryonalen Genoms erfolgt. Das heißt, eine Blastozystenkultur mit einem Transfer am Tag 5 ist nach heutigem Stand der Wissenschaft geeignet, um das Einnistungspotential des Embryos beurteilen zu können. Voraussetzung ist allerdings das Beherrschen der Blastozystenkultur (die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Blastozystenselektion sind von Land zu Land verschieden).
Die Vorteile der Blastozystenkultur mit einem Transfer am Tag 5 gegenüber einem Transfer am Tag 2/3, sind durch zahlreiche fundierte Publikationen belegt:
- Blake, DA., Farquhar, CM., Johnson, N., Proctor, M., 2007. Cleavage stage versus blastocyst stage embryo transfer in assisted conception. Cochrane Database Syst. Rev. CD002118.
- Glujovsky, D., Blake, D., Farquhar, C., Bardach, A., 2012. Cleavage stage versus blastocyst stage embryo transfer in assisted reproductive technology. Cochrane Database Syst Rev. 11, 7:CD002118. doi: 10.1002/14651858
- Zech, NH., Lejeune, B., Puissant, F., Vanderzwalmen, S., Zech, H., Vanderzwalmen, P., 2007. Prospective evaluation of the optimal time for selecting a single embryo for transfer: day 3 versus day 5. Fertil. Steril. 88, 244–246.
Blastozystenkultur und Erfolgsprognosen
Neben der korrekten Anwendung individuell abgestimmter Behandlungsmethoden tragen eine Reihe von Faktoren dazu bei, dass Kinderwunschpaare endlich glücklich schwanger werden. Damit sie auch wissen, wie ihre Chancen auf eine Schwangerschaft aussehen, haben wir in unseren IVF-Zentren einen neuen Standard entwickelt und etabliert, den EGP-Expected Gametes Performance (zu erwartendes Entwicklungspotential der weiblichen und männlichen Geschlechtszellen).
Beim Behandlungsablaufs, richten wir mit dem EGP den Fokus auf die herangewachsenen Blastozysten und wollen damit nicht nur Labor-Parameter, Ultraschallbefunde und Eizellzahl, sondern auch das Stimulationsprotokoll, die IMSI Resultate, die Embryo-Kulturtechnik, die Tiefgefriertechnik etc. berücksichtigen. Diese Parameter fassen wir im EGP zusammen, und können so eine wesentlich genauere prognostische Beurteilung der Chancen eines Kinderwunschpaares abgeben.
Zugang zur Behandlung einfach gestalten
Wie bereits der EGP verdeutlicht, ist es uns ein großes Anliegen, auf die Bedürfnisse unserer Kinderwunschpaare individuell einzugehen, und sie in vollem Umfang zu beraten – selbstverständlich auch zur Behandlung mit einer Blastozystenkultur und zum Thema Kosten und mögliche Erstattung durch die Krankenkassen. Wunscheltern aus Deutschland beispielsweise, die sich in anderen EU-Mitgliedsstaaten behandeln lassen wollen, haben die Möglichkeit, eine Zuzahlung durch deren Krankenkasse in gleicher Höhe wie bei einer Behandlung in Deutschland zu beantragen (in Kombination mit den geltenden Gesetzen zur „künstlichen Befruchtung“).
Erfahrung und Qualität setzen sich durch
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Vorteile einer Blastozystenkultur mittlerweile von zahlreichen Kritikern bestätigt wurden. Wie bei vielen anderen Entwicklungen auch, hat sich hier wiederum gezeigt, dass sich das Streben nach Qualität sowohl in der Behandlung, als auch in der Technologie und Wissenschaft durchsetzt. Denn wir wollen unseren Paaren möglichst im „ersten Therapiezyklus“ zur Geburt eines gesunden Kindes verhelfen!
Links:
» Der Natur ganz nah – Kinderwunschbehandlung mit Blastozystenkultur
(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)
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