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„Künstliche Befruchtung“: Heute noch ein Tabu-Thema?

Gesellschaftliche und ethische Aspekte zur Fortpflanzungsmedizin

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Kinderwunsch ist weniger ein Tabu, als ein sehr persönliches und intimes Thema. Sexualität und Fortpflanzung fallen in die Privatsphäre eines Paares. Deshalb wird dieses Thema, gerade auch von den Betroffenen, selten öffentlich angesprochen. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung sieht man deutliche länderspezifische und regionale Unterschiede in Europa.

In Staaten, in denen Kinderwunschbehandlungen von der öffentlichen Hand unterstützt und von dem Gesundheitswesen gefördert werden, ist die Thematik positiver besetzt und wird durchaus offener diskutiert. Hier wurden die entsprechenden rechtlichen Grundlagen geschaffen, welche die Möglichkeiten und gleichzeitig die Grenzen der medizinisch unterstützten Fortpflanzung gesetzlich regeln.

Heute werden Informationen zu Therapien vermehrt über Internetseiten, Aufklärungsbroschüren, Blogs und Foren eingeholt. Dabei leisten die Reproduktionskliniken, nicht zuletzt wir, einen wesentlichen Beitrag, um Paare kompetent zu informieren und eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. Wenn man dann feststellt, dass man mit dem Problem nicht alleine dasteht, ist man auch eher gewillt, sich diesem auch zu stellen.

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Pressespiegel | „Mittwochforum“ 07.03.2018 Schaan (LI)
Medizin und Ethik

Kürzlich wurde ich nach Liechtenstein eingeladen, um zu diesem Thema einen Vortrag auf einem öffentlichen Forum, welches die dortige Ärztekammer organisiert, zu halten. Dies stieß auch medial auf großes Interesse. Nicht zuletzt deshalb, weil es derzeit in Liechtenstein noch keine Regelung zur Fortpflanzungsmedizin gibt, sondern lediglich eine Anlehnung an das Schweizer Gesetz.

Weltweit haben seit der Geburt des ersten „IVF Babys“ Louise Brown im Jahr 1978 mehr als 6 Mio. Kinder durch eine Kinderwunschbehandlung das Licht der Welt erblickt.
In den westlichen Industriestaaten sind etwa 2-5 % der Geburten der Reproduktionsmedizin zu verdanken. Statistisch ist somit die Wahrscheinlichkeit groß, dass in jeder Kindergartengruppe oder Schulklasse mindestens ein Kind zu finden ist, welches mit Hilfe einer reproduktionsmedizinischen Behandlung gezeugt wurde.

Die ersten „IVF Babys“ von damals sind mittlerweile meist selber Mütter oder Väter – übrigens auch ohne Zuhilfenahme der IVF. Wo die Grenzen abzustecken sind, ist nicht alleine von Reproduktionsmedizinern vorzugeben. Hier ist immer eine gesellschaftliche Diskussion und ein Konsens notwendig, was in der jeweiligen Gesellschaft ethisch vertretbar ist und was nicht. Dabei müssen kulturelle, religiöse, moralische Hintergründe und philosophische Aspekte berücksichtigt werden.

Medizin und Forschung

Medizinische Forschung hat erst einmal mit der praktischen Anwendung und Therapie nichts zu tun. Dazu ist anzumerken, dass gerade die Forschungsarbeit im Bereich der Fortpflanzungsmedizin besonders strengen gesetzlichen Vorgaben unterliegt. Dennoch ist eine Grundlagenforschung in jedem medizinischen Bereich notwendig um bessere Therapien zu entwickeln. Wo wären wir heute beispielsweise in der Krebsbehandlung ohne Forschung?

Dank großen Pionieren in der Medizin wie Robert Edwards und Patrick Steptoe wurde die Grundlage zur heutigen Fortpflanzungsmedizin geschaffen. Eine Leistung für die im Jahr 2010 der Medizinnobelpreis vergeben wurde.

Wenn man über die spezifische Anwendung von neuen Therapiemöglichkeiten spricht, wird gern, speziell auch über die Medien, suggeriert, dass mit der modernen Medizin alles möglich wäre – z.B. auch für jeden, zu jedem Zeitpunkt, in jedem Alter Kinder zu bekommen. Dem ist aber nicht so. Trotz zahlreicher Möglichkeiten im Rahmen moderner Kinderwunschbehandlungen kann auch die Medizin keine Wunder vollbringen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es der ureigene Wunsch des Menschen ist, Nachwuchs zu haben und eine Familie zu gründen. Daher versuchen wir, im Rahmen der biologischen Gegebenheiten, gemäß unserem Leitbild in den IVF Zentren Prof. Zech „Der Liebe Leben geben“ Paaren zu helfen, damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann. Bei jeder Behandlung stehen für uns neben der Beachtung der gesetzlichen Vorgaben und Wahrung ethischer sowie medizinischer Grundsätze immer das Patientenwohl und die Gesundheit aller Beteiligten im Mittelpunkt. Nicht nur der Gesetzgeber, die Technologie oder der Reproduktionsmediziner setzen die Grenzen einer Kinderwunschbehandlung, sondern schlussendlich immer die menschliche Biologie und Natur.


Links:
» IVF – ein gesellschaftliches Tabu?

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Die Macht der Medien

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» „Was können wir vom IVF-Zentrum unserer Wahl erwarten?“ (FAQs)

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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