Bei der Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit mittels mikroskopischer Analyse der Spermien sind „Gute Schwimmer“ ein wünschenswertes Ergebnis, das jedoch nichts über deren Form und Innenleben aussagt. Dank moderner Technologien ist es heute möglich, genau darauf näher einzugehen, indem das Spermiogramm, zusätzlich zu den WHO-Kriterien, mit einer sogenannten molekularen Diagnostik erweitert wird.
WHO-Kriterien als Grundlage
Ein Spermiogramm beinhaltet eine Analyse des Ejakulats anhand von standardisierten Untersuchungsmethoden und dazugehörigen Referenzwerten – festgelegt durch die World Health Organisation (WHO). Dieses Spermiogramm bildet die Grundlage und verschafft einen ersten Überblick über die Konzentration, Beweglichkeit (Motilität), Vitalität, Struktur und Form (Morphologie) der Spermien. Bei unerfülltem Kinderwunsch sind diese Parameter alleine jedoch nicht immer aussagekräftig genug, um eine mögliche andrologisch bedingte Infertilität zu erkennen.
Ergänzung der WHO-Kriterien durch molekularbiologische Analysen
Ein Spermiogramm mit molekularer Spermien-Diagnostik (Thema einer Fortbildungsveranstaltung für Mediziner, Details siehe Links) schließt eine ganze Reihe von relevanten Faktoren in die Spermienanalyse mit ein. Zusätzlich zu den WHO-Standards und einer genauen morphologischen Beurteilung erfolgt die Messung des oxidativen Stresses im Ejakulat, eine detaillierte Vitalitätsprüfung (wenn der Anteil der progressiven motilen Spermien unter 40% liegt), die Bestimmung der DNA Fragmentation der Spermien sowie eine Analyse der Spermienreife hinsichtlich des Chromatin-Status.
Dieses Spektrum an Einzeltests trägt zu einem geschärften Gesamtbild und einem besseren Verständnis der männlichen Infertilität bei und dient als Leitfaden, um die Behandlungsmethode individuell bestimmen zu können.
Indikationen für eine molekulare Spermien-Diagnostik
Bei einer Kinderwunschbehandlung ist das Spermiogramm-Ergebnis für die Therapieplanung sehr wichtig. Das heißt, die persönliche medizinische Situation beider Partner erfordert eine individuelle Herangehensweise. Hierzu einige Beispiele, wo eine molekulare Spermien-Diagnostik sinnvoll sein kann:
- Idiopathische Sterilität (Unfruchtbarkeit ohne erkennbare Ursache)
- mehrere Fehlgeburten
- Asthenozoospermie (verminderte Motilität der Spermien im Ejakulat)
- unzureichende Entwicklung des Embryos ab Tag 3 (Stadium der Embryonalentwicklung)
- Lifestyle Risikofaktoren (z.B. Strahlung, Toxine)
Ggf. veranlasst der IVF-Spezialist auch eine weiterführende urologische Abklärung, um das Paar, im ständigen Austausch mit dem entsprechenden Facharzt, möglichst optimal behandeln zu können.
Zusammenfassend ist das Ziel der molekularen Spermien-Diagnostik vergleichbar mit einem Auto: Das Auto kann auf den ersten Blick von außen sehr schön sein, innen aber ist der Motor bereits verrostet und kaputt. Das weiß man jedoch erst dann, wenn man die Motorhaube öffnet und hineinschaut.
Gelingt es uns also im Detail herauszufinden, was die Gründe der männlichen Infertilität sind, können die entsprechenden Maßnahmen zur Erfüllung des Kinderwunsches beitragen.
Links:
» Fortbildung für Mediziner: „Andrologie / Genetik / Reproduktionsmedizin / Pränatal-Diagnostik“
(Webseite | http://medical-training.ivf.at)
» Was Männer über Fruchtbarkeit und IVF wissen sollten
(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)
» Unerfüllter Kinderwunsch – Mögliche Ursachen bei Männern
(Seite | http://www.kinderwunsch-blog.com)
(Startseite | http://www.kinderwunsch-blog.com)
(Seite | http://www.kinderwunsch-blog.com)